Was hilft bei Heuschnupfen?
Inhalte im Überblick
- Heuschnupfen ist eine allergische Erkrankung.
- Pollen zählen zu den häufigsten Auslösern.
- Ständiges Niesen, eine laufende oder verstopfte Nase und gerötete, juckende Augen sind typische Symptome.
- Über Haut- und Labortests lässt sich die Diagnose bestätigen.
Heuschnupfen – Was ist das eigentlich?
Bei vielen Erwachsenen wird er im Laufe des Lebens diagnostiziert und viele leiden bereits im Kindes- und Jugendalter darunter: Heuschnupfen ist weit verbreitet.¹,² Die Bezeichnung „Heuschnupfen“ ist auf die frühe Beobachtung zurückzuführen, dass der Umgang mit Heu bei Personen mit Gräserpollenallergie entsprechende Beschwerden auslöst.³ Was also umgangssprachlich als Heuschnupfen bezeichnet wird, nennen Mediziner*innen allergische Rhinitis. Gemeint ist damit ein Schnupfen, der – anders als bei einer Erkältung – auf eine allergische Erkrankung zurückzuführen ist: Wenn Blütenstaubteilchen von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Getreide den allergischen Schnupfen auslösen, handelt es sich um eine Pollenallergie. Aber auch andere Allergene wie Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze zählen zu den häufigen Auslösern von Allergien mit typischen Symptomen wie bei einem „klassischen“ Heuschnupfen.³ Hinweis: Kreuzallergie! Manche Pollenallergene können Ähnlichkeit mit Allergenen in bestimmten Nahrungsmitteln aufweisen. Daraus kann eine Unverträglichkeit oder gar Allergi e gegen diese Lebensmittel entstehen.⁴
Welche Symptome treten bei Heuschnupfen auf?
Meistens beginnen die typischen Beschwerden an der Nase und/oder den Augen. Eher selten – aber möglich – sind allergische Beschwerden an den Ohren. Auch Allgemeinsymptome wie Müdigkeit und Hautreaktionen können auftreten. Häufige Symptome sind:⁵
- laufende oder verstopfte Nase
- ständiges Niesen
- gereizte oder entzündete Nasenschleimhaut
- gerötete und tränende Augen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Juckreiz
- Ekzeme
Hauttests
Beim Prick-Test wird Allergenlösung auf die Haut getropft und mit einer Nadelspitze durch den Tropfen in die Haut gestochen. Entstehen an der Einstichstelle Rötungen und eine Quaddel, ist der Prick-Test positiv – das bedeutet, dass eine Allergie besteht. Beim Intrakutantest werden die Pollenextrakte dagegen direkt mit einer feinen Kanüle in die obere Hautschicht gespritzt. Das Ergebnis ist positiv, wenn sich binnen 20 Minuten eine Rötung oder Quaddel an der Teststelle bildet.⁶Labortests
Allergien werden von Mediziner*innen in vier verschiedene Typen aufgeteilt. Heuschnupfen zählt zur „Typ-I-Allergie“, welche auch als Soforttyp-Allergie bezeichnet wird. Die Reaktion des Körpers tritt hier sehr schnell nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Für Labortests ist die schnelle Reaktion nützlich, denn bei Typ-I-Allergien bildet das Immunsystem der Betroffenen vermehrt IgE-Antikörper gegen das auslösende Allergen. Dieses allergenspezifische IgE lässt sich bei Allergiker*innen mit einer Blutuntersuchung – dem Radio-Allergo-Sorbent-Test (RAST) – nachweisen.⁶
Was sind die Ursachen von Heuschnupfen?
Eine Allergie entsteht aus dem Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und schädlichen Umweltfaktoren.
- Genetische Veranlagung: Der Grund einer Allergie ist – anders als bei einer klassischen Erbkrankheit – nicht ein einzelnes verändertes Gen, sondern eine Kombination verschiedener genetischer Faktoren. Diese bestimmen etwa, wie leicht Fremdstoffe in die Haut eindringen oder wie das Immunsystem auf Umweltreize reagiert. Die „Atopie“ definiert familiäre Neigungen zu einer verstärkten allergischen Reaktion auf normalerweise harmlose Substanzen oder Reize aus der Umwelt. Kurzum: Haben Vater und Mutter eine Pollenallergie, erhöht sich auch das Allergie-Risiko des Kindes.⁷
- Umwelteinflüsse: Expert*innen sind sich noch nicht einig, inwiefern Luftschadstoffe ursächlich sind für das Auslösen einer Allergie. Es gibt jedoch Theorien, die besagen, dass Pflanzen innerhalb einer Stadt aufgrund der verschlechterten Luftqualität dazu neigen, mehr und aggressivere Pollen zu bilden. Abgesehen davon gibt es die sogenannte Hygienehypothese. Sie besagt, dass das Aufwachsen in einer keimarmen Umgebung das Allergierisiko erhöht. Ist das Immunsystem kaum Keimen und Erregern ausgesetzt, wird es unterfordert und es kann passieren, dass es andere Fremdstoffe wie etwa Pollen überbewertet.¹,³,⁷
Was passiert im Körper bei Heuschnupfen?
Pollenallergiker*innen leben oft lange ohne Beschwerden, bis sich plötzlich die typischen Heuschnupfen-Symptome der Erkrankung einstellen. Von da an leiden Betroffene jedes Jahr unter allergischem Schnupfen. Dieser Verlauf spiegelt einen Lernprozess des körpereigenen Abwehrsystems wider, bei dem in zwei Schritten eine allergische Reaktion vom Soforttyp (Allergie-Typ I) gegen eigentlich harmlose Substanzen entwickelt wird:³ 1. Schritt: Sensibilisierung Beim (symptomlosen) Erstkontakt mit den allergieauslösenden Stoffen treten zwar noch keine spürbaren Krankheitszeichen auf, doch die weißen Blutkörperchen bilden bereits Antikörper gegen das spätere Allergen. Diese sogenannten Immunglobuline der Klasse E (IgE) sind nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip passgenau auf die Struktur des Allergens zugeschnitten und werden auf der Oberfläche von bestimmten Immunzellen, sogenannten Mastzellen, verankert. Nun ist das Immunsystem auf ein erneutes Zusammentreffen mit dem Allergen vorbereitet, eine allergische Reaktion ist jederzeit möglich. Es hat eine Sensibilisierung stattgefunden.³ 2. Schritt: Allergische Reaktion Dringt das spezifische Allergen über die Haut, Schleimhäute oder den Magen-Darm-Trakt in den sensibilisierten Organismus ein, wird es von den spezialisierten Immunzellen wiedererkannt und an bestimmte Antikörper gebunden. Durch Kreuzvernetzung dieser Allergen-Antikörper-Komplexe kommt es zur IgE-vermittelten allergischen Reaktion. Binnen kürzester Zeit werden Mastzellen und andere Immunzellen aktiviert und entzündungsfördernde Botenstoffe freigesetzt. Histamin, Leukotriene und Prostaglandine zählen zu den Substanzen, die dann die bekannten Allergie-Symptome hervorrufen.³
Welche Pollen fliegen in welchen Monaten?
Die Pollensaison startet mit den Frühblühern Hasel, Erle und Birke. In den Sommermonaten stehen Gräser im Vordergrund, während die Pollen von Beifuß und Ambrosia bis in den Winter hinein fliegen können. Somit leiden viele Pollenallergiker*innen beinahe das ganze Jahr unter mehr oder weniger starken Beschwerden des Heuschnupfens.⁹
Wie kann man Heuschnupfen behandeln?
1. Vermeiden von Allergieauslösern Die wirkungsvollste Maßnahme zur Behandlung von Heuschnupfen ist die Allergenkarenz, also das Vermeiden der allergieauslösenden Stoffe. Dazu muss das Allergen genau bekannt sein. Andererseits lässt sich trotz einer gründlichen Diagnostik der Kontakt mit bestimmten Auslösern im Alltag oft leider nicht komplett vermeiden. Dann muss man Symptome und Ursache der Allergie behandeln.¹⁰ 2. Hyposensibilisierung Grundsätzlich sollten bei Allergieverdacht immer Ärzt*innen der Allgemeinmedizin oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aufgesucht werden, um die Ursache des allergischen Schnupfens zu behandeln. Bei einer Pollenallergie, aber auch bei anderen Allergien, kann die Hyposensibilisierung als spezifische Immuntherapie sehr wirksam sein. Bei dieser „Allergie-Impfung“ wird Patient*innen in der pollenfreien Zeit eine geringe Dosis derjenigen Pollenbestandteile zugeführt, auf die das Immunsystem mit einer allergischen Reaktion antwortet. Durch die allmähliche Gewöhnung kann oft auf Dauer eine Unempfindlichkeit gegen das Allergen oder wenigstens eine Reduktion der Beschwerden erreicht werden.¹⁰ 3. Behandlung mit Medikamenten Für die symptomatische Heuschnupfen-Behandlung stehen verschiedene Medikamente mit antiallergischer Wirkung zur Verfügung: Cromone können die Histamin-Ausschüttung hemmen. Antihistaminika können Rezeptoren für den Botenstoff Histamin blockieren. Lokal angewendet als Augentropfen oder als Tablette eingenommen, können Antihistaminika eine schnelle Linderung der Heuschnupfen-Beschwerden verschaffen und auch zur längerfristigen Therapie dienen. Daneben können Glukokortikoid-Präparate mit entzündungshemmendem Kortison topisch – also am Beschwerdeort – als Nasenspray verabreicht werden. Hier zeigt sich eine antiallergische Wirkung der Behandlung allerdings erst nach etwa zweiwöchiger kontinuierlicher Anwendung. Lass dich von einem*einer Ärzt*in beraten, um eine geeignete Allergietherapie zu finden.¹⁰
Tipps bei Heuschnupfen
Bestehen bereits allergische Symptome wie eine laufende Nase oder juckende Augen, können sie mit einem Medikament behandelt werden. Um den Kontakt mit allergieauslösenden Pollen so gering wie möglich zu halten, kann man jedoch auch gut vorbeugen:¹¹
- Outdoor-Aktivitäten idealerweise zu Zeiten mit geringer Pollenkonzentration einplanen. In der Stadt ist das am frühen Morgen, auf dem Land hingegen abends. Die beste Zeit für ein Training im Freien ist außerdem nach einem Regenschauer. Regen reinigt die Luft und es fliegen weniger Pollen.
- Getreidefelder und blühende Wiesen meiden.
- Verwendung von Staubsaugern oder Luftreinigern mit HEPA-Filter.
- Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer ablegen.
- Haare vor dem Zubettgehen waschen.
- Eine regelmäßige Gesichtsreinigung kann helfen.
Die Inhalte dieses Artikels sollen allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Literaturangaben
- Langen, U., Schmitz, R. & Steppuhn, H. (2013). Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland. Bundesgesundheitsbatt 56, 698–706. https://doi.org/10.1007/s00103-012-1652-7, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Thamm, R., Poethko Müller, C, Hüther, A. & Thamm M. (2018). Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring, 3(3). https://doi.org/10.17886/RKI-GBE-2018-075, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (Februar 2019). Heuschnupfen: Grundlagen. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/grundlagen.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (März 2021). Schwerpunktthema: Kreuzallergien. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/aktuelles/schwerpunktthemen/kreuzallergien.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (Februar 2019). Heuschnupfen: Symptome. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/symptome.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (Januar 2019). Heuschnupfen: Diagnose. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/diagnose.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (Februar 2019). Heuschnupfen: Risikofaktoren. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/risikofaktoren.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Deutscher Wetterdienst. Pollenflug-Gefahrenindex. URL: https://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizespollen/gefahrenindexpollen.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Deutscher Wetterdienst. Pollenarten. URL: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/ku_beratung/gesundheit/pollen/pollenarten_node.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (April 2019). Heuschnupfen: Therapie. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
- Helmholtz Zentrum München - Allergieinformationsdienst (Februar 2019). Heuschnupfen: Prävention. URL: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/praevention.html, zuletzt aufgerufen am 27.05.2022.
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