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Blutverdünnende Medikamente: Ein Überblick über Anwendungsgebiete und Wirkung
Blutverdünnende Medikamente (Antikoagulanzien) werden häufig entweder nach einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt von Ärzt*innen verordnet. Auch Patient*innen, die ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankungen aufweisen, erhalten sogenannten Gerinnungshemmer. Medikamente dieser Art verhindern etwas vereinfacht gesagt, dass das Blut verklumpt und es dadurch zu einem Gefäßverschluss, beispielsweise im Gehirn, am Herzen oder der Lunge kommt. Vom Wirkungsmechanismus her unterscheiden sich diese Arzneimittel teilweise deutlich. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr zum Thema Blutverdünnung und welche Medikamente es dafür gibt.
Welche Blutverdünner gibt es?
Laut Deutscher Herzstiftung nehmen rund eine Million Menschen in Deutschland regelmäßig blutverdünnende Medikamente ein. Innerhalb dieser Wirkstoffgruppe gibt es weitere Untergruppen, die wie folgt genannt werden:
- Vitamin-K-Antagonisten
- Thrombozytenaggregationshemmer
- Heparine
- Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK/NOAK)
Vitamin-K-Antagonisten: Marcumar als bekanntestes Beispiel
Marcumar ist Ihnen vermutlich ein Begriff, denn es handelt sich um einen der ältesten Gerinnungshemmer überhaupt. Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Blutgerinnung, indem sie die Wirkung von Vitamin K blockieren. Dieses ist für die Bildung von Gerinnungsfaktoren im Blut verantwortlich. Konkret kommt es zu einer Reduktion der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. Die Anwendung von Vitamin-K-Antagonisten erfordert eine regelmäßige Überwachung und Anpassung der Dosis.
Thrombozytenaggregationshemmer verhindern Verklumpung von Blutplättchen
Im Blut sind die Thrombozyten für die rasche Blutgerinnung, beispielsweise nach einer Verletzung verantwortlich. Die Thrombozytenaggregationshemmer verhindern, dass diese auch als Blutplättchen genannten Zellen verklumpen und Blutgerinnsel entstehen. Ein bekannter Vertreter dieser Wirkstoffgruppe ist die Acetylsalicylsäure (ASS).
Heparine werden oft beim akuten Herzinfarkt eingesetzt
Heparine sind Verbindungen aus verschiedenen Zuckerbausteinen, die als Infusion oder Spritze unter die Haut (subkutan) verabreicht werden. Sie hemmen das komplexe System der Blutgerinnung und sorgen zum Beispiel bei akutem Herzinfarkt oder Schlaganfall dafür, dass sich das gefäßverstopfende Blutgerinnsel rasch auflöst.
Direkte orale Antikoagulanzien: Die modernsten Vertreter
Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) wie Apixaban, Rivaroxaban und Dabigatran wirken, indem sie spezifische Gerinnungsfaktoren direkt blockieren, ohne den Vitamin-K-Stoffwechsel zu beeinträchtigen. Durch diese gezielte Hemmung reduzieren sie das Risiko von Blutgerinnseln und werden oft als effektive Alternative zu traditionellen Vitamin-K-Antagonisten zur Vorbeugung von Schlaganfällen und/oder Herzinfarkten eingesetzt.
Indikationen für blutverdünnende Medikamente
Grundsätzlich gibt es verschiedene Erkrankungen, bei denen die Gefahr eines Blutgerinnsels erhöht ist oder die Entstehung eines solchen unbedingt verhindert werden muss. Dazu gehören zum Beispiel ein überwundener Herzinfarkt oder Schlaganfall. Hier werden die Gerinnungshemmer zur sogenannten Rezidivprophylaxe eingesetzt. Das bedeutet, es soll verhindert werden, dass es erneut zu einer der genannten Erkrankungen kommt.
Eine weitere Indikation sind Herzrhythmusstörungen, allen voran das Vorhofflimmern. Ohne Gerinnungshemmung wäre hier das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht, da sich kleine Thromben (ein Fachbegriff für Blutgerinnsel) bilden und ins Gehirn gelangen können. Verstopfen sie dort ein Blutgefäß, ist ein ischämischer Schlaganfall die mögliche Folge.
Weitere Indikationen sind:
- Instabile Angina pectoris (Brustenge)
- Implantation eines Stents in ein Herzkranzgefäß
- Zustand nach Herzklappenoperationen
- Behandlung und Vorbeugung von Venenthrombosen
- Lungenembolie
Auf was Sie unbedingt achten sollten
Wenn Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, besteht automatisch eine etwas vergrößerte Blutungsgefahr. Viele Patient*innen merken dies, wenn sie sich beispielsweise in den Finger schneiden und es deutlich länger blutet als dies normalerweise der Fall wäre. Das gilt auch für Operationen, endoskopische Untersuchungen oder zahnärztliche Eingriffe. Informieren Sie Ihre Ärzt*innen daher unbedingt, dass Sie Gerinnungshemmer-Medikamente einnehmen. Häufig müssen diese vor einem operativen Eingriff vorübergehend abgesetzt werden. Hierzu wird Sie Ihr*e Ärzt*in eingehend aufklären und es besteht kein Grund zur Angst. Diese Wirkstoffe haben schon viele Leben gerettet und es ist gut, dass es sie gibt.
Referenzen
- Meinertz T. Medikamente zur Blutverdünnung. Deutsche Herzstiftung https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/gerinnungshemmung-und-medikamente/blutverduenner-wie-wirken-sie (abgerufen am: 01.12.2023)
- Kip M, Schönfelder T, Bleß HH. Weißbuch Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2015
- Harenberg J. Thrombose und Antikoagulation. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2003
- Saraiva JFK. Stroke Prevention with Oral Anticoagulants: Summary of the Evidence and Efficacy Measures as an Aid to Treatment Choices. Cardiol Ther. 2018 Jun; 7(1): 15–24. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5986671/ (abgerufen am: 01.12.2023)
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